Holzpelletskessel: Fast alle "Made in Austria"
Einen Pelletkessel kauft man nicht mal so nebenbei und tauscht ihn bei Nichtgefallen nach 14 Tagen wieder um. Eher soll Sie das gute Stück über Jahre hinweg erwärmen. Eine Zeitspanne also, die Grund genug sein sollte, die vielen, vielen Euros mit Bedacht auszugeben - sprich also für einen Kessel, der Ihren tatsächlichen Ansprüchen entspricht.
Zunächst ist deshalb zu entscheiden, mit welchen Formen von Holz der Ofen betrieben werden soll, denn neben den reinen Pelletkesseln werden auch solche angeboten, die wahlweise mit Stückholz und Holzpellets betrieben werden können. Einige Hersteller sprechen dabei ausdrücklich von einem "Notbetrieb" bei der Verwendung von Stückholz, andere sprechen von einem vollwertigen Stückholz- wie auch Pelletkessel.
Die Aussicht, neben Pellets auch Stückholz verheizen zu können, ist auf den ersten Blick verführerisch, doch sollte die Anschaffung eines solchen Kombi-Kessels aus unserer Sicht nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn Sie tatsächlich beabsichtigen, beide Brennstoffe in vergleichbarem Umfang einzusetzen. Wenn z.B. Stückholz nur zu einem Anteil von 10% eingesetzt werden soll, ist der Einbau eines reinen Pelletkessels wesentlich sinnvoller, weil dieser in der weit überwiegenden Zahl der Fälle die besseren Wirkungsgrade und Emissionswerte aufweist als ein Kombikessel. Ihr Stückholz können Sie ja immer noch in einem Kaminofen im Wohnzimmer verbrennen. So hat das Feuer noch einen ästhetischen bzw. sozialen Effekt, denn wir können uns nämlich nicht vorstellen, wie Sie sich mit Ihrer Familie gemütlich im Keller um Ihren Stückholzkessel versammeln.
Im umgekehrten Fall, wenn also Pellets nur einen Anteil von 10% am Brennstoffeinsatz haben sollen, macht es kaum Sinn, die dafür erforderlichen technischen Vorrichtungen wie Austragungs- und Dosierschnecken, Zündgebläse und Brenner zu bezahlen. Hier wäre ein Heizstab im sowieso erforderlichen Pufferspeicher als Alternative zum Pelletbrenner einen Gedanken wert.
Überlegen Sie also sehr genau, ob Sie die Möglichkeiten und Voraussetzungen haben, über die Lebesdauer des Kessels gesehen auf Stückholz in ausreichender Menge und Qualität (!) zurückgreifen zu können. Fazit somit: Alle rüstigen Waldbesitzer können kombinierte Anlagen in ihre Planung einbeziehen. Wer aber keine Lust oder keine Möglichkeit hat, Brennholz Jahr für Jahr aus dem Wald nach Hause zu holen, sollte auf reine Pelletsheizungen zurückgreifen.
In den Bereich der Kombi-Anlagen fallen auch die sog. Anbaubrenner - vornehmlich aus skandinavischer und tschechischer Produktion. Diese Produkte werden fast auschließlich über den Preis beworben. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sich erst einmal näher mit diesen Geräten befaßt hat. Dabei ist unbestritten, daß diese Brenner auch ein Haus beheizen können, doch müssen sie sich im klaren darüber sein, daß der geringe Preis auch seine Ursachen hat.
Wenn Sie also mit einem solchen Anbaubrenner liebäugeln, achten Sie besonders auf die Steuerung (eine Steuerung, die aus drei festen Leistungsstufen besteht, von denen sich der Ofen eine aussucht, die mal eben so halbwegs paßt, ist - um es mal vorsichtig zu formulieren - nicht gerade der Stand der Technik).
Achten Sie auf das Austragungssystem.
Ein flexible Schnecke, die an ihrem Ende auf einer Länge von 20cm Pellets aufnimmt und über keine Druckentlastung gegen die Last der gelagerten Pellets verfügt, macht früher oder später Ärger. Lassen Sie sich die Einrichtungen zur Rückbrandsicherung zeigen und erkundigen Sie sich nach dem Ausbaustand des Kundendienstnetztes.
Lassen Sie sich Referentlisten vorlegen und sprechen Sie selbst mit Besitzern dieser Kesseltypen (wobei dieses bei jedem Kessel sinnvoll ist). Sie sollten stutzig werden, wenn der Firmenvertreter beim Thema Brennstoff ins Schwärmen gerät und darüber berichtet, daß man in ihren Brenner eigentlich alles verbrennen kann - von Stroh- und Graspellets über Getreide bis hin zu (man soll's nicht glauben) - Holzpellets (auch die - Originalzitat Produktprospekt eines Vertriebsunternehmens für Anbaubrenner - "... in Eigeninitiative produzierten Pellets ..."). Na dann: An die Arbeit !
Bleiben nun also noch die reinen Pelletkessel. Spitzenmodelle nehmen Ihnen so ziemlich alles an Arbeit ab, mal abgesehen von einer jährlichen Reinigung und der Bestellung der Holzpellets. Es würde jedoch Rahmen dieser Abhandlung sprengen, auf all die großen und kleinen technischen Unterschiede im Einzelnen einzugehen. Wer hier noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem empfehlen wir einen Blick auf unseren Gastbeitrag.
In Ihrer Auswahl sollten Sie sich wieder davon leiten lassen, welche angebotenen Ausstattungsmerkmale für Sie wichtig sind und dies natürlich auch immer ins Verhältnis zum Preis der Anlage setzen. Aus unserer Sicht ist es zum Beispiel für die Entscheidung für oder gegen einen Kessel völlig unerheblich, ob dieser nach dem Fallstufensystem oder dem Unterschubsystem arbeitet.
Achten sollte man aber auf einen Wirkungsgrad der Anlage von mindestens 90%. Das ist wichtig für die Förderung (siehe dort). Lassen Sie sich aber auch nicht von den Wirkungsgradzahlen blenden. Inzwischen hat man den Eindruck, es geht nur noch nach dem Motto, wer bietet mehr - hinter dem Komma. Und damit man in diesem Wettrennen mithalten kann, wird oft nur der sog. feuerungstechnische Wirkungsgrad angegeben, weil dieser den höchste Wert unter allen denkbaren Wirkungsgraden erreicht. Praxirelevant ist dieser Wert aber nur bedingt, zumal er in aller Regel für den Nennlastbetrieb, nicht aber für den Teillastbetrieb angegeben wird. Die Wirkungsgrade unter Teillast sind aber geringer und damit auch nicht so werbewirksam. Und allen, die immer schon gewußt haben, daß alle Pelletheizungsverkäufer Trickser und Betrüger sind - den selben Eiertanz um Wirkungsgrade finden Sie ebenso bei Öl-und Gaskesseln, die im übrigen auch auf keinen besseren Jahreswirkungsgrad kommen, als ein moderner Pelletkessel.
So wichtig der Wirkungsgrad ist, die Werte in den Hochglanzprospekten sind auf Prüfständen ermittelt worden. Fragen Sie deshalb nach dem "Normnutzungsgrad" bzw. "Jahreswirkungsgrad" (gemessen unter Praxisbedingungen incl. Stillstandsverlusten). Wenn dieser Wert im höheren Bereich der 80ger Prozente liegt, haben Sie einen sehr guten Kessel vor sich.
Entscheidungskriterien für einen bestimmten Kessel
Wird der Kessel mit dem von mir bevorzugten Austragungssystem angeboten?
Arbeitet der Kessel als Niedertemperaturkessel (spart den Pufferspeicher).
Werden automatische Entaschung oder automatische Reinigung der Wärmetauscher angeboten?
Ist die Bedienung des Kessels ohne ein Ingenieursstudium möglich?
Wie aufwändig ist die Entnahme der Asche - muß ich danach duschen?
Wie werden die Wärmetauscher gereinigt, sofern dieser Vorgang nicht automatisiert ist?
Wie gut ausgebaut ist das Kundendienstnetz?
Wird für Notfälle eien Hot-Line angeboten - und ist diese auch besetzt?
Bedenken Sie auch, daß in manchen Fällen die Enge des Kellers die Auswahl des Kessels einschränkt. Lassen Sie sich in jedem Fall Referenzadressen geben, telefonieren Sie mit den Betreibern der Anlagen und sehen Sie sich eine Anlage - wenn möglich - nicht nur auf einem Messestand an.
Sonderfall Pelletkessel mit Vorratsbehälter
Eine gewisse Sonderstellung nehmen die Pelletkessel ein, die nicht für den Anschluß an einen Pelletlagerraum vorgesehen sind. Das bedeutet, diese Kessel sind mit einem mehr oder weniger großen Vorratsbehälter ausgestattet, der im Idealfall den Pelletvorrat für rund eine Woche aufnehmen kann.
Nun ist es mit Sicherheit nicht Sinn der Sache, diesen Vorratsbehälter erstens von Hand und zweitens mit teurer Sackware zu füllen. Dennoch kann ein solcher Kesseltyp eine durchaus interessante Alternative darstellen, nämlich für den Fall, daß sich der Lagerraum für die Holzpellets direkt über dem Heizraum einrichten läßt. Ein einfacher Deckendurchbruch, ein Rohr von mindestens 80mm Durchmesser bis in den Vorratsbehälter reichend - ein preiswerteres Austragungssystem bekommen Sie nie wieder.