Im Schneckentempo
Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß in der überwiegenden Zahl bestehender oder noch zu bauender Häuser Lager- und Heizraum eher neben- als übereinander liegen werden. In einem solchen Fall ist die Schwerkraft wie vorab beschrieben keine echte Hilfe, und die Befüllung eines Vorratsbehälters Woche für Woche per Hand irgendwie nicht der eigentliche Sinn der Sache. Also müssen die Pellets auf andere Weise zum Ofen kommen - z.B. mit Förderschnecken.
Der "Klassiker" bei den Austragungssystemen ist die gerade Förderschnecke. Der einfache Aufbau garantiert eine hohe Betriebssicherheit und Wartungsarmut. Der Transport der Holzpellets erfolgt außerordentlich schonend, sofern das technisch Machbare eingesetzt wird. Das bedeutet z.B. daß die Schnecke in irgendeiner Weise "überdacht" ist. Somit sind die Pellets in der Schnecke nicht dem Druck der darüberliegenden Pellets ausgesetzt. Immerhin handelt es sich dabei i.d.R. ja um mehrere Tonnen. Wichtig ist ebenso eine sog. progressive Steigung der Schnecke, die verhindern soll, daß die Holzpellets auf ihrem Weg zum Kessel mehr als nötig belastet werden.
Auch könnte die Schnecke bereits über eine Nut verfügen, die einmal die Bretter aufnehmen kann, die die Bodenschräge im Lagerraum bilden. Achten Sie darauf, daß unter den Stützen, auf denen die Schnecke ruht, Dämpfungselemente angebracht sind, sonst kann passieren, daß Sie über das Funktionieren Ihrer Heizung stets auch akustisch auf dem Laufenden gehalten werden. Die Förderschnecken können entsprechend den Erfordernissen verlängert werden und zeichnen sich durch ein gutes Preis/Leistungsverhältnis aus.
Ein Nachteil der geraden Förderschnecken ist allerdings der im Vergleich zu anderen Fördersystemen sehr hohe Verlust an Raumvolumen im Pelletlager. Auch ist die Konstruktion des Schrägbodens (der hier u.E. unverzichtbar ist) relativ kompliziert, da dieser ein doppeltes Gefälle aufweisen und zudem noch mehrere Tonnen Holzpellets tragen muß. Hier sind solide Konstruktionen gefragt. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, daß ein zu schwach ausgelegter Boden die Erstbefüllung mit Pellets - wenn überhaupt - nur um wenige Stunden überlebt.
Wer nicht gerade einen feudalen Altbau mit reichlich Platz für Personal und Pelletlagerräume sein Eigen nennt, wird sich daher bemühen, in dem zur Verfügung stehenden Raum möglichst viele Holzpreßlinge unterzubringen.
Um dies zu erreichen, müssen zwei Schnecken miteinander kombiniert werden. Die erste läuft über die gesamte Länge des Lagerraumes, die zweite überbückt den verbleibenden Weg zum Kessel in vertikaler und horizontaler Richtung. Mit dieser Grundkonstruktion (die in abgewandelter Form auch bei einigen Saugsystemen zum Einsatz kommt), ist eine sehr gute Ausnutzung des Lagerraumes gewährleistet. Durch die Konstruktion der Bodenschräge haben Sie es jetzt selbst in der Hand, einen Ihren Ansprüchen gerecht werdenden Kompromiß zwischen Komfort und Lagermenge zu schaffen (steile Bodenschräge: fast vollständige Entleerung, aber geringere Lagermenge; flache Bodenschräge: höhere Lagermenge, aber auch nur unvollständige Entnahme der Pellets durch die Schnecke).
Theoretisch brauchen Sie auch gar keine Bodenschräge. Die verbleibende Restmenge an Pellets muß dann aber von Hand in den Aufnahmebereich der Schnecke geschaufelt werden. Übrigens: Wissen Sie, was schlimmer ist als Lagerräume, aus denen die Pellets nicht vollständig ausgetragen werden? - Es sind Lagerräume, in denen das möglich ist! Warum ? Das wissen Sie spätestens dann, wenn es das erste Mal soweit ist. Verwenden Sie also nicht allen Ehrgeiz darauf, den schönsten Lagerraum der Welt zu basteln. Er muß seinen Zweck erfüllen. das tut er u.U. auch dadurch, daß er Ihnen in irgendeiner Ecke noch mal 200kg aufgehoben hat, wenn Sie vergessen haben, neue Pellets zu bestellen.
Ein Nachteil der Knickschnecke (so heißt das oben beschriebene Teil nämlich) kann der Platzverlust im Heizraum sein, der dadurch entsteht, daß die Steigung erst außerhalb des Lagerraumes einsetzen kann. Unter unglücklichen (also beengten Umständen) kann das den Einsatz dieses Systems ausschließen. Dafür bieten Knickschnecken den zusätzlichen Vorteil, daß die Heizung auch außerhalb der Fluchtlinie der Schnecke, die im Lageraum läuft, aufgestellt werden kann. In der Regel kann um rund 30° von der Flucht abgewichen werden.
Ein weiterer Schritt in Richtung Flexibilität bei der Aufstellung der Heizung ist der Einsatz biegsamer Schnecken. Diese ermöglichen eine Aufstellung der Heizung (fast) völlig unabhängig von der Lage der Lager-Austragsschnecke. Lediglich gewisse Mindestradien müssen eingehalten werden (ca. 1,20). Dann aber können Entfernungen bis zu 4 m und Winkel bis über 200° realisiert werden. Die praxisrelevanten Winkel und Entfernungen dürften wohl aber deutlich unter den genannten technisch machbaren Werten liegen. So sollte man sich bei Entfernungen ab 3 m auch mit der Frage beschäftigen, ob nicht ein Saugsystem zum Einsatz kommen könnte. Dessen Förderschläuche kann man unter der Decke montieren, was zumindest den Vorteil hat, daß man dann nicht so häufig darüber stolpert, wie über eine Förderschnecke quer durch den Heizraum.